Der Kickboxer Michael Reinbold vom Shotokan Club Butzbach holt die begehrte Weltmeisterkrone der WAKO (World Association of Kickboxing Organizations) für Deutschland!
Über 1000 Kämpfer aus 54 Nationen kamen zur Weltmeisterschaft in das ungarische Szeged. Gekürt wurden die Meister in den Kategorien Semi-, Leicht- und Vollkontakt.
Die spannenden und teilweise hoch dramatischen Kämpfe wurden täglich von bis zu 4000 begeisterten Zuschauern verfolgt und in mehrstündigen Sondersendungen live im ungarischen Fernsehen übertragen. An fünf Wettkampftagen wurde den Kämpfern auf dem Weg zu den Medaillen ihr ganzes Können abverlangt und nichts geschenkt.
Der amtierende Europameister Michael Reinbold startete als Kämpfer im Leichtkontakt in der Gewichtsklasse bis 89 Kilogramm. Nach seinem großen Erfolg auf der Europameisterschaft im Herbst 2004 hatte er viele Hürden auf dem Weg zur Weltmeisterschaft zu bewältigen. Im März dieses Jahres erlitt er eine Kreuzbanddehnung, fast sechs Monate dauerte die Rehabilitation. Durch spezifisches Kraft-, Ausdauer- und Koordinationstraining konnte er seine Form jedoch halten und noch weiter ausbauen. Doch dann hatte er einen Verkehrsunfall als Radfahrer, durch viel Glück und seinen Radhelm!!! kam er nur mit einer schweren Fußprellung und vielen blauen Flecken davon. Das Pech verfolgte ihn, den Ehrgeiz verlor er jedoch zu keiner Zeit.
Bis zum Deutschlandpokal, einem Qualifikationsturnier für die Weltmeisterschaft, erlangte er seine Form zurück, dominierte seine Gewichtsklasse, konnte sich hier das WM-Ticket und das Vertrauen des Bundestrainers Peter Zaar sichern.
Weltmeisterschaft in Ungarn:
Vierzehn Kämpfer hatte er in seiner Gewichtsklasse zu bewältigen. Gekämpft wurde nach dem KO-System, d.h. nur der Gewinner eines Kampfes kommt eine Runde weiter, der Verlierer fliegt raus. Reinbold, als Europameister, wurde aufgrund seiner Führung in der Rangliste der Kämpfer bei der Auslosung mit einem Freilos belohnt. Er startete bereits im Viertelfinale. Hier traf er auf den unbequemen Colin O´Shaughnessy aus Irland, dieser hatte zuvor den starken Russen Mukhymedyanov knapp besiegt. Reinbold dominierte den Kampf von der ersten Sekunde an, setzte seinen Gegner ständig unter Druck und gewann das Duell klar.
Im Halbfinale war sein Gegner der ehemalige Europameister Wojciech Myslinsky aus Polen, sicherlich einer der großen Favoriten für den Titel. Beide Kämpfer kannten sich schon aus früheren Begegnungen. Vor drei Jahren gewann der Pole, im Finale der EM im vergangenen Jahr Reinbold. Es war ein sehr hart geführter, jedoch technisch sauberer Kampf. Der Pole setzte dem Deutschen vor allem durch seine starken boxerischen Fähigkeiten zu, der Rechtsausleger Reinbold machte jedoch durch seinen universellen, anpassungsfähigen Kampfstil mit Kombinationen aus Hand- und Fußtechniken die klareren Treffer und gewann diesen Kampf knapp.
Im Finale am letzten Kampftag traf Reinbold auf Gavin Williamson aus Großbritannien. Auch dieser Sportler war für den Deutschen kein Unbekannter mehr. Reinbold hatte ihn ein Jahr zuvor auf der EM geschlagen. Dies war sicherlich ein psychologischer Vorteil für den Butzbacher. Der Engländer hatte sich im Vergleich zu seiner Leistung 2004 glänzend präsentiert. In den Kämpfen bis zum Finale gewann der Brite gegen starke Kämpfer, die auch Favoritenstatus besaßen. Unter ihnen der Lokalmatador Wappel aus Ungarn, ehemaliger Weltmeister, und der Vizeweltmeister Prosic aus Österreich.
Das spannende Finale startete mit Abtasten des Gegners und steigerte sich im weiteren Verlauf zu einem hochintensiven Zweikampf, geführt sowohl in der Halbdistanz mit Boxkombination sowie Tritttechniken aus der Entfernung. Die Kämpfer führten ein Duell auf hohem Niveau und boten schönes Kickboxen. In der letzten Runde wurde der Engländer zurückhaltender, dies nutzte Reinbold zu seinem Vorteil, vertraute auf seine ausgezeichnete Grundlagenausdauer und dominierte diesen Endkampf mit einer vielseitigen und variablen Kampfweise, der der konditionell schwächere Britte nicht viel entgegen zu setzen hatte. Das tägliche Lauftraining hatte sich hier ausgezahlt. Am Ende gaben alle drei Punktrichter dem Butzbacher den Sieg. Michael Reinbold ist der neue Weltmeister!
Neben seiner Karriere als Amateursportler engagiert sich der 28-jährige Sportler ehrenamtlich als Kickboxtrainer im Shotokan Club Butzbach. Auch beruflich will er an die Spitze, nach seinem Pharmaziestudium promoviert er gerade an der Philipps-Universität in Marburg.
Der Shotokan Club Butzbach gratuliert seinem erfolgreichen Athleten von Herzen, ist sehr stolz auf seine Leistung und wünscht ihm für die sportliche sowie berufliche Zukunft alles Gute.