Der Gymnasiast Kevin Krämer aus Nieder-Weisel erkämpft den dritten Platz bei der Junioren-Weltmeisterschaft der WAKO (World Association of Kickboxing Organizations. Das größte Turnier der Junioren im Kickboxen fand vom 26. September bis zum 1. Oktober im kroatischen Zadar statt. 1045 junge Kämpfer aus 45 Ländern waren bei dieser sechs Tage dauernden Sportveranstaltung vertreten.
Bis zur Teilnahme an der WM war es ein langer Weg für Kevin, er hatte sich den ganzen Som
mer auf das Training konzentriert. Mit viel Ergeiz und Fleiß musste er sich, während seine Mitschüler sich im Schwimmbad oder im Eiscafé von den Strapazen der Schule erholten, auf das wichtigste Kickboxturnier vorbereiten. Die Mühe hat sich gelohnt, erst einige Wochen vor der WM konnte er sich durch Qualifikation die begehrte Fahrkarte zum Turnier vom Nationaltrainer Rene Baaden sichern und durfte somit als einziger in seiner Gewichtsklasse Deutschland vertreten. Dieser Qualifikationszwang bestand übrigens scheinbar nicht für andere Nationen, während für Deutschland nur einer pro Gewichtsklasse fahren durfte, sind andere Länder mit bis zu fünf Kämpfern in einer Klasse angereist. Der Grund für diesen Nominierungszwang von Seiten der Deutschen waren vermutlich finanzielle Aspekte des Verbandes, es wäre wohl zu teuer mehrere Starter zu unterhalten. Ein Beweis dafür wie wenig geldliche Mittel für Randsportarten wie Kickboxen in Deutschland zur Verfügung gestellt werden.
Die ersten Vorrundenkämpfe fanden am Donnerstag statt, die Anspannung und Nervosität setzte nicht nur beim Kevin ein. Doch für den Nieder-Weiseler kam die Entwarnung, seine Gruppe sollte erst am nächsten Tag dran kommen. Das war durchaus unüblich, bei einem so großen und langen Turnier alle Kämpfe einschließlich Semifinale an einem Tag austragen zu lassen. Normalerweise finden die Kämpfe über mehrere Tage verteilt statt, was sicherlich nicht nur für die Sportler gut ist, sondern auch die Qualität der Zweikämpfe erhöht.
Die Fahrt begann am Montag. Nach einer strapaziösen 22-stündigen Busfahrt und entsprechend ermüdet, erreichten die deutschen Sportler das am Mittelmeer liegende Zadar. Doch bevor sie sich von der Reise erholen durften, stand das Wiegen auf dem Programm. Nach dieser ersten Hürde hatten die jungen Athleten einen Tag frei, genug Zeit, um die schöne Stadt und die traumhaften Mittelmeerstrände zu erkunden.
Freitag sollte es nun endlich losgehen. Kevin kämpft in der Kickboxdisziplin Semikontakt, das mit dem Fechten verglichen werden kann. Die Kickboxer müssen durch gezielte Fuß- und Fausttechniken den Gegner auspunkten. Nach jedem sauberen Treffer wird der Kampf durch die Kampfrichter unterbrochen und es wird eine Wertung für diese Technik vergeben. Die Kampfzeit beträgt drei Runden á zwei Minuten mit einer Minute Pause.
Der erste Gegner im Achtelfinale war Edward Schepens aus Belgien. Sichtbar aufgeregt hatte Krämer Schwierigkeiten sein Potential abzurufen. Nach der ersten schwachen Runde wachte er langsam auf und beherrschte von nun an den Kontrahenten, vor allem durch seine starken Fußtritttechniken. Dem konnte der Belgier wenig entgegensetzen, Kevin gewann den Kampf vorzeitig mit 20 zu 10 Punkten.
Der nächste Gegner war Vincento Sivero aus Italien. Der Butzbacher konnte den ersten Kampf des Italieners verfolgen und war mehr als beeindruckt vom ihm. Doch auch hier fand Kevin sehr gut in den Kampf und dominierte wieder einmal mit seinen explosiven Fußtechniken. Bereits in der zweiten Runde erkämpfte Kevin den vorzeitigen Sieg mit 18 zu 8 Punkten.
Der Halbfinalgegner stand fest, Sanan Dedic aus Kroatien. Dieser hatte zuvor einen Kampf weniger als Krämer bestreiten müssen, wodurch er ausgeruhter war als der Deutsche. Beide schenkten sich in der ersten Runde nichts, es war ein sauberer und spannender Kampf. Doch mit der Zeit gewann der Lokalmatador Dedic die Führung. Der Kroate agierte mit einer geschickten Beinarbeit und punktete im Rückwärtsgang vor allem mit seinen blitzschnellen Fausttechniken. Krämer hingegen war zu sehr auf Angriff mit seinen Fußtechniken fixiert, wurde oft ausgekontert und kämpfte nicht variabel genug, um den Kroaten zu gefährden. In der zweiten Runde hat Kevin durch eine Unaufmerksamkeit einen schweren Treffer auf den „Solarplexus“ einstecken müssen. Nach diesem schmerzhaften Schlag konnte Kevin nicht mehr die Oberhand gewinnen und verlor mit 12 zu 22 in der zweiten Runde. Sichtbar enttäuscht und demoralisiert war Kevin ausgeschieden. Doch der gute dritte Platz bei der WM und der Gang auf das Siegertreppchen war ihm sicher.
Kevin Krämer ist nicht nur ein erfolgreicher Wettkampfteilnehmer, der mit seinen Turniererfolgen für Schlagzeilen sorgt, er ist auch ehrenamtlicher Trainer und Vorstandsmitglied des Vereins Shotokan Club Butzbach. Wir, die Vereinskameraden von Kevin, freuen uns, sind sehr stolz auf ihn und seine erreichten Leistungen. Er ist ein großes Vorbild für die jungen Nachwuchssportler und für den Verein durch seine sportlichen, amtlichen sowie Trainertätigkeiten ein unentbehrliches Vereinsmitglied.