Am Rande notiert Gefährliche Sportart?

(dö). Es gibt Stimmen im Butzbacher Magistrat wie in einzelnen Parteien, die möchten nicht,
daß Aktive, die aggressive „Kampfsportarten“ ausüben, im Rahmen der Butzbacher Sportlerehrung
für ihre Leistungen ausgezeichnet werden. Die Ablehnung zielt insbesondere auf die Sportart Kick-Boxen,
in der es ein Butzbacher zu internationalem Ruhm gebracht hat.
Ihn nicht zu ehren, käme schon einer Brüskierung gleich. Die Auffassung von der Aggressivität der
Kampfsportarten mag auf den ersten Blick einleuchtend sein, bei genauerem Hinsehen entpuppt sie
sich gerade im konkreten Butzbacher Fall als nicht sehr überzeugend. Denn Uli Günther, um den es geht,
dessen Name in der Ausschußsitzung jedoch nicht fiel, ist als Kick-Boxer ein sehr geachteter,
erfolgreicher und über alle Zweifel erhabener Sportsmann, dem nichts ferner liegt, als Gewalt auszuüben oder zu fördern.
Kampf und Aggressivität kennzeichnen das Kick-Boxen, das ist richtig.
Doch was leicht vergessen wird: Diese „Tugenden“ herrschen auch in anderen Sportarten vor, die ansonsten
einen „guten Ruf“ genießen. Man denke nur an die alltäglich gewordenen Fouls auf den Fußballplätzen,
an die zunehmenden Handgreiflichkeiten beim Hallenhandball, an die regulären Ruppigkeiten beim Rugby
oder an den äußerst angriffslustigen American Football. Diese unvollständige Reihe ließe sich noch weiter fortsetzen.
Konsequenterweise dürfte man Aktive aus den genannten und anderen Sportarten (z. B. Boxen, Ringen,
Karate, Fechten) auch nicht ehren. Auch hier geht es (notwendigerweise) um Aggressivität und
Kampf (wenn man so will, auch um mehr).
Daß das Verletzungsrisiko beim Kick-Boxen weitaus kleiner ist als z. B. beim Handball oder Ski fahren,
sollte den Kritikern obendrein zu denken geben. Es kommt also nicht auf die Sportart an, sondern auf den,
der sie erfolgreich und im fairen Geist ausübt. Uli Günther, den wir noch in dieser Woche im Porträt vorstellen werden,
hat sich die Butzbacher Plakette redlich verdient. Er ist ihrer würdig.
Günther, auch das sollte einmal gesagt werden, gehörte in der Vergangenheit immer zu den regelmäßig
ausgezeichneten Aktiven bei der Sportlerehrung des Wetteraukreises.
Sollte sich das Kreishaus da wirklich getäuscht haben? Daß sich beim Kick-Boxen, wie anderswo auch,
„schwarze Schafe“ tummeln, ist bekannt.
Doch deswegen eine ganze Sportart abzuqualifizieren und in die böse Ecke zu stellen, nutzt nur den .Falschen.

17.02.1993